Eine unangenehme Begleiterscheinung und mögliche Folge der Wechseljahre können Probleme der Harn- und Geschlechtsorgane darstellen. Allerdings fällt es Patientinnen häufig schwer, Beschwerden im Intimbereich gegenüber Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt anzusprechen. Nicht selten akzeptieren Betroffene solche gesundheitlichen Beeinträchtigungen als natürliche Anzeichen des Älterwerdens. Tatsächlich kann jedoch die sexuelle Gesundheit von Frauen in den Wechseljahren und in der Zeit danach teils durch einfache Behandlungsansätze wesentlich verbessert werden. Doch welche Veränderungen der Scheide bringen die Wechseljahre eigentlich mit sich?
Mit dem Rückgang der Östrogenhormone verändert sich auch das Scheidengewebe 7 bis 10 Jahre nach der Menopause macht sich bei fast jeder zweiten Frau ein Rückgang der vaginalen Schleimhaut bemerkbar. Mit zunehmendem Alter steigt diese Zahl, sodass im Laufe der Zeit bis zu Dreiviertel der postmenopausalen Frauen betroffen sind. Der allmähliche Schwund der Scheiden-Schleimhaut wird medizinisch als vaginale Atrophie bezeichnet. Verantwortlich hierfür ist der durch die Wechseljahre bedingte, dauerhaft erniedrigte Östrogenspiegel. Sorgte vor der Menopause das Östrogen für eine gute Durchblutung und Feuchtigkeit der vaginalen Schleimhaut, so wird diese Zellschicht (das sogenannte Vaginalepithel) durch den Östrogen-Rückgang nun dünner und das Gewebe verliert an Elastizität. Zudem reduziert sich aufgrund der Hormonumstellung die Aktivität derjenigen Drüsen, die bislang für eine ausreichende Feuchtigkeit der Vagina sorgten. Als Folge dieser Vorgänge können Schmerzen und Reizungen der Scheide auftreten. Eine Atrophie kann zu Scheidentrockenheit, Juckreiz und Brennen sowie Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen. Diese Atrophie kann bis zu einer Entzündung des Gewebes, der sog. atrophischen Vaginitis führen.
Veränderungen der Scheidenflora erhöhen das Risiko von Entzündungen
Wie auf unserer Haut und in der Mundhöhle befinden sich auch in der Scheide natürlicherweise Bakterien. Diese Scheidenflora (Vaginalflora) ist ein dynamisches System aus unterschiedlichen Bakterienarten. In der gesunden Scheidenflora überwiegen i. d. R. bestimmte Milchsäurebakterien, die sogenannten Laktobazillen, und nehmen eine wichtige Rolle ein.
Wie der Wortteil „Lakto“ und die deutsche Bezeichnung andeuten, wandeln diese Bakterien natürlich vorkommende Kohlenhydrate auf der Schleimhaut in Milchsäure („Laktat“) um.
So sorgen die Laktobazillen dafür, dass in der Scheide ein leicht saures Milieu herrscht. Zudem scheiden die Bakterien Substanzen aus, die andere, potentiell „unerwünschte“ Bakterien schädigen können. Beide Mechanismen bieten Schutz vor Krankheitserregern und können somit Infektionen der Scheide vorbeugen.
Der durch die Wechseljahre bedingte Schwund der vaginalen Schleimhaut führt jedoch zu einer Änderung der Scheidenflora: So sinkt der Anteil der Laktobazillen, was es unerwünschten Keimen erleichtert sich stattdessen dort auszubreiten. Diese sind schließlich verantwortlich für eine Entzündung der Scheide (med.: Kolpitis oder Vaginitis). Mediziner bezeichnen die Erkrankung aufgrund ihrer Entstehung als atrophische Vaginitis.
Laut wissenschaftlicher Erhebungen erfolgt eine ausreichende Therapie der vaginalen Atrophie nur bei 25 % der Betroffenen. Dabei hält die heutige Medizin eine ganze Palette an Therapieoptionen bereit. Erfahren Sie hier mehr über einen einfach anzuwendenden Behandlungsansatz, um eine gesunde Vaginalflora wiederherzustellen und dem Schwund des Scheidengewebes entgegenzuwirken.
Der Einfluss der Vaginalflora auf den gesundheitlichen Zustand der Scheide ist nicht zu unterschätzen. So ist die durch die Wechseljahre bedingte Änderung der Vaginalflora – gekennzeichnet durch einen Rückgang der Milchsäurebakterien (Laktobazillen) – gleichbedeutend mit einer Veränderung des natürlichen Schutzes gegenüber unerwünschten Keimen.
Einer Scheidenentzündung kann entgegengewirkt werden, indem der Schutzmechanismus durch Milchsäurebakterien wiederhergestellt wird.
Naheliegend ist die Strategie, die verringerte Anzahl an nützlichen Milchsäurebakterien durch das Hinzufügen ebendieser Bakterienart wieder auszugleichen. Genau diesen Ansatz verfolgt die Behandlung mit entsprechenden Vaginaltabletten:
Die Präparate enthalten bestimmte, speziell aufbereitete Laktobazillen in großer Zahl. Diese können sich in der Scheidenschleimhaut ansiedeln und somit die natürliche Schutzbarriere der vaginalen Schleimhaut wiederherstellen.
Estriol ist ein Geschlechtshormon aus der Gruppe der Östrogene und kommt auch natürlicherweise im weiblichen Körper vor. Wenn eine vaginale Östrogentherapie ansteht, sind nach derzeitigem Wissensstand Estriolpräparate zu bevorzugen. Denn mit der lokalen, vaginalen Verabreichung bereits sehr geringer Mengen Estriol kann der in den Wechseljahren ausgelöste niedrige Östrogenspiegel in der Scheide ausgeglichen werden. Diese lokale Estriol-Anwendung (re-) vitalisiert die vaginale Schleimhaut, die aufgrund des klimakterischen Hormonrückgangs zuvor an Dicke verloren hatte.
Damit wird zudem die Wiederherstellung der natürlichen Vaginalflora unterstützt. Nachgewiesen ist außerdem, dass die kombinierte Anwendung der Laktobazillen und des Estriols zu einer gegenseitigen Verstärkung deren jeweiliger Wirksamkeit führt (synergistische Wirkung) und die Symptome und die Lebensqualität von Frauen mit atrophischer Vaginitis in der Postmenopause erheblich verbessert werden können.
Sprechen Sie mit Ihrer Gynäkologin oder Ihrem Gynäkologen über Ihre Symptome im Intimbereich – auch wenn es vielleicht Überwindung kostet. Lassen Sie sich zu den bestehenden Therapien einer Vaginitis oder anderer Beschwerden beraten.
Sie möchten mehr über Beschwerden und Symptome der Wechseljahre besonders die Scheide betreffend erfahren? Lesen Sie unseren Ratgeber „Gesunde Vaginalflora – auch in den Wechseljahren“